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Mont Saint-Michel - der Berg im Meer

Mont Saint Michel ist eine 3,97 km² große, felsige Insel im Ärmelkanal mit einer sehr reizvollen Buchtlandschaft: der Bretagneküste im Westen und der normannischen Steilküste bei Champeaux im Nordosten. Hier - in der Region Basse Normandie - erreichen Ebbe und Flut den höchsten Tidenhub Europas.



Diese Insel wird sogar mit der Artussage in Verbindung gebracht, da dort der Riese gelebt haben soll, den Artus getötet hat. Manche vermuten sogar, dass der Heilige Gral in den tiefen Gemäuern versteckt sein soll. Gefunden hat ihn bis heute niemand.



Der Legende nach soll 708 der Erzengel Michael Saint-Aubert dem Bischof von Avranches im Schlaf erschienen sein. Er kam mit dem Befehl zum Bau einer Wallfahrtskirche auf einem Granitberg mitten in der Bucht - Mont-Tomb (Tomb ist ein Ausdruck für eine grabähnliche Erhebung)) genannt. Der Bischof wollte diesem Traum aber nicht trauen. Und so erschien ihm der Erzengel noch einmal und brannte dem Ungläubigen durch eine unsanfte Berührung des Fingers ein Loch in den Kopf. Dank dieses göttlichen “Fingerzeiges” begann der heilige Aubert mit dem Bau einer Basilika zu Ehren des heiligen Michaels.



Selbst als eine Sturmflut den Felsen vom Festland trennte, wurden die Bauarbeiten fortgesetzt.



966 richteten sich auf Wunsch des Herzogs der Normandie Benediktiner auf dem Felsen ein und übernahmen dadurch das Regiment auf dem Pilgerberg. In einer 60-jährigen Bauzeit errichteten sie ihre romanische Abtei.



“Gehst du zum Mont, vergiss nicht dein Testament zu machen.” Dieser Satz zeigt wie gefährlich die Wanderung zum Mont Saint-Michel war. Die Pilger mussten bei der Überquerung des Watts tückische Treibsande und einem Tidenhub von 13 m auf sich nehmen. Viele kamen in der gefährlichen Brandung um.



1017 fing Abt Hilbert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage an. Viele Vorgängerbauten mussten einer romanischen Abteikirche weichen. Nur die “Krypta” - die “Notre-Dame-sous-Terre” genannt wurde, erinnert noch an das alte Gotteshaus. Die Idee auf diesem engen Granitplateau eine Abtei zu errichten stand unter keinem guten Stern. Immer wieder stürzten Wände ein. Erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts konnte die Kirche mit Hilfe einer speziellen Architektur vollendet werden.



Im 13. Jahrhundert ließ der französische König Philippe Auguste die Abtei neu aufbauen, da sie durch einen Brand zerstört worden war. Diese Arbeiten sollten bis 1520 dauern. Der neue schlankere Architekturstil mit riesigen Strebebögen ließ die Abtei “zum Himmel streben”. Könige, Prinzen, Herzöge, Ritter und Untertanen aus französischen und europäischen Königreichen pilgerten zum Mont Saint-Michel - dem “Wunder des Abendlandes”.



Im 14. Und 15. Jahrhundert wurden noch militärische Verteidigungsbauten mit dicken Mauern, Stadtmauern, Türmen und Bastionen erbaut. Dies und die Kompliziertheit der Gezeiten halfen den 110 mutigen Rittern des Saint-Michel in der Zeit des Hundertjährigen Krieges (Krieg zwischen dem englischen und dem französischen Königreich) den 40.000 Mann starken englischen Truppen über 30 Jahre stand zu halten.
Auch spätere Angriffe hielt der “Berg” stand und wurde somit zu einem Symbol der französischen Identität, sowie des nationalen Widerstandes.
Da sich aber die Waffen und die Kriegsstrategien weiter entwickelten, wurde der Monat Saint-Michel in seiner Rolle als Festung nutzlos.



1472 kam König Ludwig XI. nach Saint-Michel um dort einen Eisenkäfig abzustellen. Dieser diente zum sicheren Gewahrsam der politischen Gegner. Nun wurde die Abtei zur “Bastille im Meer” und galt als unentrinnbar für seine Insassen. Später wurden die Verliese ebenfalls für Gefangene missbraucht.
Während der Französischen Revolution wurde 1789 der letzte Benediktinermönch aus der Abtei vertrieben. Priester, welche sich gegen die neue Zivilverfassung des Klerus auflehnten, fanden dort ihr Gefängnis.



1811 machte Napoleon I. Mont Saint-Michel zum zentralen Gefängnis mit zeitweise bis zu 15.000 Insassen. Viele fanden dort den Tod. Napoleon III. setzte dem ganzen 1863 ein Ende. Die Schäden an der Abtei aufgrund des Missbrauchs erforderten enorme Renovierungsarbeiten.



1874 ordnete der Staat Mont Saint-Michel als historisches Monument ein.



1879 erfolgte die Fertigstellung des Dammes der die Insel mit dem Festland verband. Dadurch versandet die Insel leider immer mehr. Die französische Regierung setzt allerdings enorme Mittel ein um dies zu verhindern damit Mont Saint-Michel soll seinen Inselcharakter behalten kann.



1897 errichtet ein berühmter Architekt an der höchsten Stelle der Abtei eine neugotische Turmspitze aus Bronze. Die goldene Statue des Erzengels Michael vervollständigt das Bauwerk, dass sich nun 188m aus dem Meer erhebt.



Erst 1969 richtete sich wieder eine Benediktinergemeinschaft auf dem “Berg” ein und lässt den Glauben im “Wunder des Abendlandes” neu aufleben.



Auch heute noch sind die Gezeitenkräfte um den Berg enorm - man sagt auch: sie nähern sich mit der Schnelligkeit eines Pferdes im Galopp, denn das Wasser nähert sich ca. 1m pro Sekunde. Somit ist der Weg durch das Watt zum Mont Saint-Michel aufgrund der schnell kommenden Flut und der Treibsande immer noch gefährlich. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Seit 1998 zählt auch der Jakobsweg dazu. Parallel zur Entwicklung der Abtei entwickelte sich am fuße des Gemäuers ein Dorf. Dort - an der Südost-Flanke des Klosters - gedeiht munter das kommerzielle Leben in Form von Hotels, Andenkenläden und Restaurant. Jährlich besuchen über drei Millionen Menschen dieses geistige, kulturelle und touristische Ziel. Leider erreichen nur wenige die Abtei, denn der Weg ist steil und felsig - zumindest zu Fuß. Den meisten Besuchern genügt ein Spaziergang durch die “Grand Rue” - eine Straße in der sich Andenkenläden und Restaurant anreihen wie Perlen an der Kette.



Wer aber den mittelalterlichen Flair in seiner reinsten Form genießen möchte, der ist auf Mont Saint-Michel genau richtig!






Autor: rumpelliese
Veröffentlicht am:
Donnerstag, 7. April 2011, 13:42 Uhr
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